Facebook Digitalwährung Libra
Konkurrenz für Euro und Dollar
Facebook plant, eine private Digitalwährung namens Libra einzuführen. Zwar
konkurriert sie nicht mit der Digitalwährung Bitcoin – allerdings kann Libra
sich zu einer Gefahr für Euro und Dollar entwickeln. Wenn Facebook-Mitglieder
die neue Währung nutzen, könnte eine globale private Währungsunion entstehen,
die nicht mehr unter der Aufsicht europäischer Finanzaufsichtsbehörden stehen
würde.
Libra beruht ähnlich wie Bitcoin auf der
Blockchain-Technologie, eine kryptographisch verschlüsselte Datenbank. Sie
ermöglicht jedem Teilnehmer des Netzwerks, eine eigene aktuelle Kopie der
Blockchain auf seinem Computer zu speichern, dadurch gibt es keinen zentralen
Verwalter der Datenbank. Stattdessen können Computer und Rechenzentren,
sogenannte Miner, sich an einem Wettbewerb um die schnellste Validierung der
Blockchain beteiligen – damit kommt Libra ganz ohne Banken aus. Das Problem: Es
ist fraglich, wer für die Geldwäschekontrolle im Libra-Netzwerk zuständig sein
wird, wenn Libra nicht unter der Aufsicht von europäischen
Finanzaufsichtsbehörden stehen würde.
Wie groß der Libra-Siegeszug sein wird, ist fraglich: Bitcoin hat sich bisher
nicht flächendeckend durchsetzen können. Die Bitcoin-Nutzer bilden vielmehr eine
kleine und geschlossene Community, die Wert auf Anonymität und Datenschutz legt.
Facebook-Nutzer wiederum repräsentieren die Mehrheit der Bevölkerung, für sie
ist Anonymität und Datenschutz vergleichsweise weniger wichtig. Libra hat
deshalb auf Basis des riesigen Facebook-Mitgliedernetzwerks das Potenzial, zu
einer globalen Digitalwährung für den Mainstream zu werden.
Libra könnte auch für international tätige Unternehmen interessant sein, da sie
mit Hilfe der Digitalwährung ihre Wechselkursrisiken begrenzen können –
schließlich stellt die Teilnahme an Libra eine private globale Währungsunion dar.
Innerhalb von Libras Netzwerk besteht kein Wechselkursrisiko mehr, das fällt nur
noch bei Transaktionen von Libra gegen Euro oder Dollar an.
Ob sich Libra gegen Euro und Dollar durchsetzen wird, hängt von drei Faktoren ab:
Sicherheit, Datenschutz und Anzahl der Nutzer. Elektronische Zahlungen in Euro
mit Hilfe von Lastschrift oder Kreditkarte sind sehr sicher, der Datenschutz ist
bekannt – beides ist bei der Nutzung von Libra noch fraglich. Bei der Anzahl der
Nutzer dagegen hat Libra immerhin gewisse Chancen, den Konkurrenzkampf gegenüber
Euro und Dollar zu gewinnen. Deshalb muss die Politik die Weiterentwicklung der
europäischen Zahlungsinfrastuktur unterstützen und die internationale Rolle des
Euro stärken.
Quelle: Institut der Deuschen Wirtschaft,
DR. MARKUS DEMARY Senior Economist für Geldpolitik und Finanzmarktökonomik