Digitalisierungsstudie:
E-Commerce bietet bessere Kundenberatung
und gefährdet den stationären Handel
- Studie von Universität Münster und Roland Berger: 37 Prozent der
Kommunikation in Deutschland erfolgt über digitale Kanäle
- 41 Prozent aller kaufentscheidungsrelevanten Informationen kommen aus
digitalen Quellen
- Online-Handel steigert die Beratungsqualität - große Gefahr für den
stationären Handel; Multi-Channel-Konzepte sind gefragt
- Reisen werden am häufigsten über das Internet gebucht (80%); Lebensmittel und
Drogerieartikel liegen noch unter 10 Prozent
- Weniger Menschen nutzen Social Media-Kanäle: Über 2 Millionen Nutzer haben
sich seit 2012 aus den sozialen Medien verabschiedet
Die Digitalisierung ist in den vergangenen Jahren viel stärker vorangeschritten
als vermutet. So wickeln die Deutschen bereits 37
Prozent ihrer täglichen Kommunikation über digitale Medien ab. Zu diesem
Ergebnis kommt die aktuelle Studie "German Digitalization
Consumer Report 2014" der Universität Münster und Roland Berger Strategy
Consultants. Dafür befragte das Forscherteam von
Marketing-Professor Thorsten Hennig-Thurau über 2.500 Verbraucher, um die
Informations- und Konsumgewohnheiten der Deutschen zu
analysieren.
"Wir waren vom Ausmaß der Digitalisierung selbst überrascht", sagt -Studienleiter
Jonas vor dem Esche. "Es macht keinen Unterschied, ob wir ins berufliche oder
ins private Umfeld schauen. Mehr als ein Drittel unserer täglichen Kommunikation
passiert inzwischen nicht mehr von Angesicht zu Angesicht, sondern über Telefone,
das Internet und andere digitale Geräte." Dem Smartphone kommt in diesem
Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. In nur anderthalb Jahren hat sich die
Internetnutzung pro Verbraucher um eine Stunde pro Tag und das mobile Surfen mit
dem Handy um 27 Prozent erhöht. Mehr als ein Viertel der gesamten
Internetnutzung erfolgt inzwischen mobil.
Digitale Informationskanäle beeinflussen den Einkauf
Deutliche Spuren zeigt die voranschreitende Digitalisierung auch beim
Kaufverhalten der Deutschen. So wurden für die repräsentative Studie
3.800 reale Einkäufe in 19 verschiedenen Industriebereichen analysiert.
Branchenübergreifend stammen 41 Prozent aller kaufentscheidungsrelevanten
Informationen inzwischen aus digitalen Medien.
Doch betrachtet man die einzelnen Industriebereiche, zeigen sich große
Unterschiede. So stammen bei Reisen, Unterhaltungselektronik und
Versorgungsdienstleistungen wie Strom, Wasser oder Gas sogar über60 Prozent
aller kaufbezogenen Informationen aus digitalen Quellen.
"Unter allen digitalen Informationsquellen spielt das Internet immer noch die
wichtigste Rolle, wenn es um Kaufentscheidungen geht", so Egbert Wege, Handels-
und Marketingexperte von Roland Berger. "Ein Viertel aller einkaufsrelevanten
Informationen sammelt der Verbraucher im Netz oder über soziale Medien."
E-Commerce steigert seine Beratungsqualität
Für den deutschen Einzelhandel stellt der starke Trend zum Online-Handel eine
große Herausforderung dar. Denn bislang konnte sich der Einzelhandel über die
gute Beratungsqualität vom E-Commerce absetzen. Doch die aktuelle Untersuchung
zeigt, dass das Internet heute oft bessere Beratung liefert, als der vertraute
Händler um die Ecke. Erfolgreiche stationäre Einzelhändler nutzen den Online-Kanal,
um ihre gute Beratungsqualität auch im Netz fortzuführen.
Doch das Internet spielt nicht nur eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, sich
Produktinformationen zu besorgen.
"Diese Entwicklung sehen wir auch beim Einkauf selbst. Denn 41 Prozent aller
nicht-routinierten Einkäufe erfolgen in Deutschland inzwischen digital", sagt
Wege.
Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Industrien. Kaufen die
Deutschen gerade mal 7 Prozent der Lebensmittel und Drogerieartikel online, so
sind es bei Reisedienstleistungen bereits 80 Prozent.
Doch nicht alle Deutschen nutzen die digitalen Einkaufsmöglichkeiten in gleichem
Maße. "Der digitale Wandel bietet viel Zündstoff für unsere Gesellschaft", sagt
Prof. Thorsten Hennig-Thurau. "Viele Deutschen stehen der digitalen Welt
zunehmend skeptischer gegenüber."
So haben über 2 Millionen Deutsche seit 2012 entschieden, sich von allen
sozialen Netzwerken abzumelden.
Insgesamt über 11 Prozent der deutschen Verbraucher mit Internetanschluss
verfügen heute über keinen Social Media Account. Das sind 4 Prozent mehr als
noch vor eineinhalb Jahren.
Die Studie können Sie kostenfrei herunterladen unter:
www.rolandberger.de/pressemitteilungen sowie unter:
www.digitalizationthinklab.com
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